Hinter dem Fremden drohte der Himmel mit trüben Morgengrau, als die Türe zur Taverne aufschwang.
Alle starrten zu dieser Pseudo-tür herüber – und dort steht er.. der Held!
Alle starrten. Zumindestens alle, die noch halbwegs gerade aus starren konnten. Einige waren einfach zu besoffen. Andere waren damit beschäftigt, auf einen Kopf einzuklopfen, den sie sich unter den Arm geklemmt hatten – und wieder andere waren davon abgelenkt dafür zu sorgen das es nicht ihr Kopf war, der als nächstes eingeklemmt wurde. Stühle und Krüge flogen. Gelegentlich war auch ein Messer dabei. Fluche, Schreie und Gröhlen mischte sich mit dem rauen Gesang einiger Besucher aus dem kurzen Volk, die am oder auf dem Thresen verteilt saßen und (in alter Zwergentradition ^-^) Lieder über Stollen und Steine sagen oder (auch eine alte Zwergentradition)
zwischen den Strophen etwas von ihrem Bier gurgelten, was in etwa so klang als würde man mehrere Liter Flüssigkeit unter hohem Druck durch einen zu engen Abfluß spühlen. Äxte und Helme schepperten gegeneinander.
Kurz: Es handelte sich um eine typischen und in aller Fröhlichkeit stattfindenden Tavernenabend.
Doch nun verebbten die Gespräche. Gegenstände flogen unregelmäßiger. Die nicht zu betrunken waren hoben ihre Nase aus dem Bier. Selbst der Wirt starrte und rührte dabei mit dem Lappen auf nur noch einer Stelle des Thresen herum. Ein Humpen prallte an seinem Kopf ab, aber der Wirt starrte einfach weiter.
Ja, alle starrten. Sie starrten nicht, weil der Fremde, der in der Tür stand vermummt und maskiert war. Dieser Anblick war hier niemanden neu - und die feigsten und cleversten der hier anwesenden Gäste vermummten sich selbst, fürchtete man an einen solchen Ort doch immer alte Bekannte wiedertreffen. Die meisten wussten, das es öfter gesünder war gerade nicht erkannt zu werden.
Aber der, der da gerade in der Tür stand war keiner der Diebe, Tagelöhner und Streuner, die hier sonst herumlungerten. Er war auch nicht einer der verlausten, schmutzigsten Bürger von Eden, nein, er war nicht einmal einer aus dem Hochadel, die sich gelegentlich durch dieses schmutzige Viertel tragen ließen , um mit wertvollen Dingen auf die zu oder wegströmende Menge zu werfen. Nein. Was da stand war kein Adliger. Hätte man die Anwesenden gefragt, hätten die meisten den anmutigen, edlen, beinah schimmernden Fremden, der sich nun suchend in der Taverne umsah, nicht einmal für einen Mensch gehalten.
Die ersten Blicke wurden getauscht, ein murmeln erhob sich, steigerte sich zu einem raunen, wuchs zu einem tuscheln. Dann eine Stimme, lauter, fester und deutlicher:
„Ein.. ein Held, das muss ein Held sein!“ Mehrere Stimmen fielen ein. Das Wort „Held“ echote durch den Raum. Niemand hatte das bisher über jemanden gesagt, der unter zwei Meter groß war – und diese Erscheinung war klein, sehr klein. Doch nun, wo es einmal ausgesprochen war, schien es allen schlüssig. „Einer der 4 Helden!“ riefen sie und starrten weiter, diesmal auf die bernsteinfarbene Maske, die verheißungsvoll im goldenen Tavernenlicht leuchtete.
Der Besucher stand immer noch verdutzt in der Tür und schaute in hundert offene Augen und mehrere offene Münder. An was für einen seltsamen Ort war er hier geraten? Eigentlich kannte das Pack, das an diesem Ort zusammen kam. Sie soffen, sie kämpften. Gelegentlich schlugen sie sich gegenseitig tot und benutzten eine Ausdrucksweise, die man nicht mal seiner „geliebten“ Verwandtschaft gegenüber benutzen würde. - aber das, was hier geschah war.. neu. Er seufzte und griff fasste sich an den Kopf. Er hatte keine Zeit für diese Spielchen.
„Ich suche jemanden.. ich.. ich suche meine Schwester, - ich suche Fio!“..
Nur ein scheppern, das nicht aus der Taverne kam, zeriss die darauf folgende Stille. Der schwarze Luka war vor Schreck von Lillis schultern gefallen. .. Er kannte diese Maske.
„Was ist?“ fragt die lockige Lilli den liegenden Luka.
„Phillipus..“ keucht der.